Massivhaus kontra Fertighaus

Massivhaus kontra Fertighaus

Mit dem Wunsch eines neuen Hauses muss neben der Suche nach dem Traumgrundstück auch die Frage nach der Bauweise beantwortet werden: Massiv- oder Fertighaus, Stein-auf-Stein oder Holz? Alle Bauweisen haben ihre Tradition und eine klare Antwort auf die Frage: „Welche Bauweise ist besser?“ gibt es einfach nicht. Man soll sich aber die wichtigsten Argumente ansehen und mit den eigenen Präferenzen abgleichen.

Erfahre mehr über die einzelnen Bauweisen in der Bauweiseübersicht.

Pro und Kontra Fertighaus und Massivhaus

Natürlich weist jede Bauweise ihre Vor- und Nachteile auf, die man immer subjektiv für die eigenen Ansprüche abwägen soll. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bauweisen zeigen sich vor allem bei den Herstellungskosten, der Hauplanung und der Hausbauzeit sowie bei dem Wärme-und Schalschutz. Im Folgenden gehen wir die wichtigsten Faktoren an:

Hausbaukosten

Grundsätzlich liegen die Herstellungskosten der Fertighäuser unter denen der Massivhäuser. Dies kommt damit zusammen, dass die Fertighäuser in Hallen einer Hausfabrik hergestellt werden und der standardisierte Produktionsprozess effizienter als auf einer Baustelle durchgeführt werden kann. Durch den kostenintensiveren Bauprozess und die größere Flexibilität bei der Auswahl der Baumaterialen sind Massivhäuser meistens teurer vergleichbar Fertigteilhäusern.

Wiederverkaufswert

Die Herstellungskosten der Massivhäuser sind meistens zwar höher als die der Fertighäuser, bei dem Widerverkaufswert ist es dagegen umgekehrt – Massivhäuser lassen sich teurer als die vergleichbaren Fertighäuser verkaufen. Warum ist es so? Es hat einerseits mit der tatsächlichen Haltbarkeit, andererseits aber mit den Vorbehalten der Käufer zu tun. Bereits bei der ersten Kreditanfrage lässt sich dieses Phänomen bestätigen, da viele Banken Fertighäuser zu einem geringeren prozentualen Anteil beleihen. Im Fall eines Fertighauses muss der Bauherr daher bereit sein, mehr Eigenkapital als bei einem Massivhaus einzusetzen.

Was die Haltbarkeit und die geplante Nutzungsdauer des Hauses betrifft, liegen die Fertighäuser laut Experten unter der bekannten Langlebigkeit der Massivhäuser. Im Vergleich der jahrelangen Haltbarkeit spricht man bei Massivhäusern von über 100 Jahren und bei Fertighäusern von 60-90 Jahren, natürlich ist bei den beiden Bauweisen eine solide Arbeit vorausgesetzt. Fertighäuser sind jedoch gegen äußere Einflüsse wie Wasserschäden, Feuchtigkeit oder Schädlinge weniger resistent als deutlich robustere Massivhäuser. Durch höhere Empfindlichkeit können die Schäden bei Fertighäusern schneller entstehen und zu schwierigeren Folgen führen. Auch kommt es bei Massivhäusern seltener zu Problemen beim späteren Ausbau.

Hausplanung

Außer im Falle der Architektenhäuser, wird bei den beiden Bauweisen meistens auf vorhandene Hausplanungen zurückgegriffen. Die Planung eines neuen Hauses mit einem Architekten lässt zwar alle gestalterischen Wünsche offen, spiegelt sich aber selbstverständlich in den Hausplanungskosten wieder. Heutzutage verfügen jedoch die Hausbaufirmen – auch als Typenhaus-Anbieter genannt – in ihrem Portfolio über zahlreiche Hausmodelle, die als Basis einer individuellen Umplanung dienen können.

Bei Massivhäusern sind in diesem Fall sogar größere Abweichungen vom Basisgrundriss möglich und oft kostenneutral. Sollen die Änderungswünsche sehr weitgehend reichen, werden sich natürlich auch die Massivhausanbieter diese Einmaligkeit bezahlen lassen. Immerhin ist man aber bei der Planung eines Massivhauses sowohl bei dem Grundriss, als auch bei der Wahl des gewünschten Baustoffes sehr flexibel.

Da die Kostenersparnis bei den Fertighäusern eben im großen Maße durch die Standardisierung der Häuser möglich ist, gilt hier noch deutlicher als bei den Massivhäusern: je geringer der Planungsaufwand und damit auch die Abweichung vom Standardgrundriss, desto günstiger wird der finale Hauspreis sein. Aus bautechnischen Gründen muss man bei Fertighäusern gegebenenfalls auf zu individuelle Wünsche gar verzichten, da sie entweder nicht möglich sind oder nicht von allen Fertighausanbietern realisiert werden können.

Hausbau

Wie schon gesagt, werden die Fertighäuser effizienter und wetterunabhängig in den Fabrikhallen der Hausbaufirma hergestellt. Der Produktionsprozess verläuft in großem Maße automatisiert und die passgenauen Bauteile, also komplette Wände inkl. Fenstern, Türen und sogar Steckdosen werden anschließend per LKW direkt auf die Baustelle geliefert. Da dauert die Montage eines Fertighauses direkt vor Ort nur wenige Tage und schon kann mit dem Innenausbau des Hauses begonnen werden.

Die herkömmliche Bauweise „Stein-auf-Stein“ ist zeitintensiver und komplexer, da mehrere Firmen auf der Baustelle sauber in den Hausbauprozess involviert werden müssen und der Erfolg stärker von externen Einflüssen abhängt. Abgesehen von der genaueren Planung der Lieferzeiten, den Kompetenzen der unterschiedlichen Unterauftragnehmer oder den Trocknungszeiten, spielt hier das Wetter eine sehr wichtige Rolle und kann die Bauzeit eines Massivhauses sogar stark beeinträchtigen.

Die wetterabhängigen Nachteile der Massivbauweise versuchen einzelne Bauunternehmen umzugehen, in dem sie den Rohbau eines Massivhauses beispielsweise unter einem großen Zelt aufbauen oder sogar ein massives Fertigteilhaus anbieten. Im zweiten Fall werden die massiven Wände des Fertigteilhauses in einer Fabrik hergestellt und in nur wenigen Tagen auf der Baustelle zusammengebaut. Die kürzere Bauzeit bei den Fertighäusern hört sich zwar zuerst sehr gut an, wird aber häufig überschätzt. Der Rohbau eines Fertighauses steht zwar nach 2-3 Tagen, davor müssen die einzelnen Bauteile aber doch in der Hausfabrik hergestellt werden. Je nach der Komplexität und dem Bauzeitplan, kann man am Ende ca. 4-8 Wochen Bauzeit im Gegensatz zur herkömmlichen Massivbauweise einsparen.

Wärmespeicherung

Während die kürzere Bauzeit und oft auch die geringeren Baukosten für Fertighäuser sprechen, so weisen Massivhäuser grundsätzlich eine bessere Wärmespeicherfähigkeit auf. Durch die massiven Wände heizen sich die Massivhäuser im Sommer langsamer als Fertighäuser auf und im Winter verläuft die Abgabe der gespeicherten Wärme langsamer. Laut Experten führt das zu einem ausgeglichenen und angenehmeren Raumklima. Während es bei Fertighäusern unter Umständen bei den Schnittstellen der einzelnen Bauteile zu Problemen mit der Luftdichtigkeit kommen kann, so hält ein „Stein-auf-Stein“ gebaute Mauerwerk die Luftdichtigkeit besser ein.

Schallschutz

Durch die höhere Masse der Steinwände sind Massivhäuser beim Schallschutz eindeutig auf der Gewinnerseite. Die relativ leichten Wände eines Fertighauses können besonders im Innenbereich zur unerwünschten Hellhörigkeit führen. Den Einfluss auf den Schallschutz soll man vor allem dann berücksichtigen, wenn das Haus in der Nähe von einer Hauptstraße oder der Bahn liegt.

Fazit

Alle Bauweisen haben ihre Vor- und Nachteile. Daher ist eine eindeutige Empfehlung auch seitens unabhängigen Bauexperten nicht zu erwarten. Es sind nur Vorlieben oder jahrelange Gewohnheiten, die von „Bauspezialisten“ subjektiv ausgesprochen werden. Ein Nachteil für den Einen kann schließlich vom Anderen als ein großer Vorteil empfunden werden. Jeder Bauherr soll sich daher die Frage nach der bevorzugten Bauweise selbst beantworten und mit den eigenen Bedürfnissen sowie Möglichkeiten im Baugebiet abgleichen.

Empfehlenswert für jeden künftigen Bauherrn ist sicherlich ein Gespräch mit einem kompetenten und unabhängigen Berater. Hier möchten wir Dir auf die sehr sinnvolle Möglichkeit einer unabhängigen Baubegleitung hinweisen.

Vor- und Nachteile der Massivbauweise

Pro Massivhaus

  • höherer Wiederverkaufswert
  • längere Nutzungsdauer
  • bessere Winddichtigkeit
  • besserer Schallschutz
  • hoher Brandschutz
  • bessere Abschirmung von elektromagnetischer Strahlung
  • freier planbarer Grundriss
  • mehr Eigenleistungen möglich
  • ausgeglichenes Raumklima

Kontra Massivhaus

  • höhere Baukosten
  • höhere Wetterabhängigkeit
  • längere Bauzeit
  • längere Trocknungszeiten

Vor- und Nachteile der Fertigbauweise

Pro Fertighaus

  • kürzere Bauzeit
  • niedrige fixe Baukosten
  • geringes Witterungsrisiko
  • abgestimmte Haustechnik

Kontra Fertighaus

  • eingeschränkte Planung und Materialwahl
  • geringerer Wiederverkaufswert
  • schwieriger lösbare Luftdichtigkeit
  • geringere Wärmespeicherfähigkeit der Wände
  • trockenes Raumklima